Ausstellung

17. Februar 2015

Die Ausstellung Du sollst Dir (k)ein Bild machen im Berliner Dom begleitet als zyklische Ausstellung mit wechselnden Szenen alter, moderner und zeitgenössischer Kunst assoziativ den Osterfestkreis.

Du sollst dir (k)ein Bild machen (“You shall (not) make any graven image”) is the title of a cyclical exhibition at the Berliner Dom, in the course of which ten changing scenes of ancient, modern and contemporary art are presented. These scenes accompany the Easter festival circuit and offer diverse associations.

Ausstellungsansicht nach dem Aufbau, wenige Tage vor der Eröffnung, Foto © Uwe Gaasch

Ausstellungsansicht der ersten Szene nach dem Aufbau, 25.2.15, Foto © Uwe Gaasch

Die Schau zeigt vom 1. März bis 14. Juni 2015 Kunstwerke vom 12. Jahrhundert bis heute, vom ‚Elfenbein-Kruzifixus‘ aus dem Bamberger Domschatz, von Werken Max Beckmanns und Hans Arps (1907 und 1914) bis hin zu Werken von Marina Abramovic, Daniel Richter und Miwa Yanagi.

Das Ausstellungskontinuum in der Tauf-und Traukirche des Doms entwickelt sich zwischen der Passionszeit und Pfingsten entlang des liturgischen ‚Osterfestkreises‘ und ist vom Hauptstadtkulturfonds und weiteren Mäzenen gefördert. 
Zur Idee der Ausstellung gehören die Auseinandersetzung mit dem Abbildungsverbot im Islam und Judentum, den ‚kunstlosen christlichen Kirchen‘ (Horst Bredekamp) in den ersten zwei Jahrhunderten nach Christus, den Folgen des von Martin Luther, Calvin und Zwingli ausgelösten Bildersturms im 16. Jahrhundert ebenso wie ‚unsere Lust auf Bilder‘.

Die Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin wie auch der Kurator des Unternehmens, Alexander Ochs, nehmen hier einen Perspektivwechsel vor. Während der Dom die Tauf- und Traukirche, einen ‚aktiven‘ Kirchenraum, in dem normalerweise Gottesdienst gefeiert wird, in einen Ausstellungsraum umwidmet, kuratiert der bislang eher für sein China-Engagement bekannte Berliner Galerist und Autor erstmals ein großes, mit öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt.

Ausstellungsansicht, Foto © Uwe Gaasch

Ausstellungsansicht, Foto © Uwe Gaasch

Die gesamte Ausstattung der reich geschmückten, 1905 eröffneten Tauf- und Traukirche, also Altar, Gemälde, Kandelaber und die den Raum fassenden Säulen bis in einer Höhe von rund sechs Metern ‚verschwinden‘ in der Ausstellung. Nur die ausgemalte Decke und die Orgelempore bleiben sichtbar, in die so entstehende Raumskulptur sind drei Objekte fest installiert: Ein unbekanntes 1968 datiertes Kunststoff-Multiple von Lucio Fontana (1899-1968), eine in hebräischen Buchstaben geschriebene Neonskulptur (Du sollst Dir kein Bild machen) und ein Bibelschrein mit einer 1886 für die britische und ausländische Bibelgesellschaft gedruckte ‚Heilige Schrift‘.

Aus und in diesem fast leeren Raum entwickeln sich über den Osterfestkreis zehn Szenen aus alter und neuer Kunst, in denen wöchentlich immer wieder neue Kombinationen von Kunstwerken präsentiert werden, die sich zu den christlichen Festen verhalten, diese aber nicht illustrieren und bebildern. Die Schau verzichtet bewusst auf Setzung wie dem Versuch einer kunsthistorischen Begründung, vielmehr ist eine ‚atmende‘ Ausstellung beabsichtigt, die dem Rezipienten Freiheit zur eigenen Interpretation liefert. Auf einem Monitor im Ausstellungsraum sind alle schon gezeigten Szenen erlebbar, auf einem zweiten das Konvolut aller über den Gesamtzeitraum präsentierten Werke zu sehen.

Du sollst Dir (k)ein Bild machen entstand in einem mehr als einjährigen Gespräch mit den Predigern am Berliner Dom, hier vor allem Dr. Petra Zimmermann“, erklärt Alexander Ochs. „Hier entwickelte sich viel Vertrauen und so für mich eine einzigartige kuratorische Freiheit. Wir kombinieren also Altes mit Neuem, Profanes mit Heiligem, und nehmen bei der Auswahl der Werke Luthers Wort vom ‚fleischgewordenen Gott‘ durchaus ernst. Durch die aktive Mitarbeit auch vieler Sammlerinnen und Sammler können wir einzigartige Korrespondenzen entwickeln: So zeigt die Ausstellung, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Gemälde auf Holz mit einer asymmetrischen Kreuzigungsdarstellung aus dem 17. Jahrhundert. Asymmetrisch heißt, der dort üblicherweise zu sehende Johannes fehlt und Maria Magdalena kniet alleine zu Füßen des Gekreuzigten. Mit zugeordneten Arbeiten von Marina Abramovic, Katharina Karrenberg oder Adam Nadel wird die Maria Magdalena Rezeption, vor allem der katholischen Kirchen, hinterfragt.“

Der Fortgang der Ausstellung wird innerhalb und außerhalb der Kirche in einzelnen Predigten, geplanten Talks wie in sozialen Medien reflektiert. Zur Ausstellung erscheinen eine Zeitung im Berliner Format und ein Bilder-Lesebuch im Pocket-Format.

Stimmen zur Ausstellung:
Ein Fingerzeig auf die aktuelle Diskussion über den Umgang mit Bildern in den verschiedenen Religionen
(ARD Tagesschau), Ungewöhnliche Ausstellung zum Beitrag des, Doms in der Luther-Dekade ‘Reformation – Bibel und Bild’ (Berliner Zeitung), Machen wir uns selbst ein Bild (BILD), Lässt viel Raum für eigene Assoziationen (epd)
Eine persönliche Bildwelt, vielleicht mit einer zentralen Botschaft: Gott ist alle Bilder (Der Tagesspiegel), Elegant, minimalistisch, mit einigen wenigen, traumwandlerisch sicher gehängten Kunstwerken in wechselnden Konstellationen und starken, suggestiven Blickachsen, die immer wieder Neues eröffnen (A.S. Bruckstein Çoruh), Erschütternde Aktualität (Deutschlandfunk), Die sinnlichen sowie bewegenden, irritierenden oder gar verstörenden Impulse, denen der Besucher bis dahin ausgesetzt ist, werden mit Sicherheit nachhallen (KNA), Brilliant to see contemporary art of such a high standard in such a traditional setting (Dom-Besucherin)
Weitere Pressestimmen zur Ausstellung: I, II

DU SOLLST DIR (K)EIN BILD MACHEN ist gefördert durch: HAUPTSTADTKULTURFONDS, Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V., u.a. Wir danken den Leihgeberinnen und Leihgebern: Stiftung Arp, Mayen Beckmann, Diözesanmuseum Bamberg, Frank Hense, Erika Hoffmann-Koenige; Sammlung Hoffmann, Wolfgang Kluge, Museum Abtei Liesborn, Thomas Olbricht; Olbricht Collection, Thomas Rusche, SØR Rusche Collection; Hannelore und Lutz Teutloff; Museum Teutloff e.V.

Informationen und Audio Guides zu den wechselnden Szenen/Hängungen der Ausstellung finden Sie auf unserem Blog (1), (2), (3), (4), (5), (6), (7), (8 und 9)

Weitere Beiträge zur Ausstellung

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