Publikation zur Ausstellung
Das liebevoll gestaltete Bilder-Lesebuch führt durch die zehn Hängungen der…
Am 5. Sonntag der Passionszeit – Judika – wechseln wir wieder die Werke in der Ausstellung, nun für die 4. Szene der Ausstellung mit Arbeiten u.a. von Taysir Batniji, Herlinde Koelbl, Rami Maymon, Heribert C. Ottersbach und Micha Ullman.
Herlinde Koelbl legt in ihrem Sterbezyklus von 2005 den Fokus auf den Eintritt des Todes. Die beiden Gesichter des Mannes zur Linken und der Frau zur Rechten, die die Augen bereits geschlossen haben und deren Leben bereits entschwunden scheint, werden geeint durch die festverschlungenen Hände. So sind diese beiden Menschen vor uns nicht mehr so fremd. Sie halten auch im Tod zusammen und geben somit ihr persönlichstes Verhältnis zueinander auch dem Betrachter preis. Der Tod ist nicht das Ende der Liebe.
Die Malerei, Die Moderne, Das Model, Die Stadt. Das Bild von Heribert C. Ottersbach zeigt die Ansicht einer modernen Stadt. Das Bild erinnert an einen Blick von Tel Aviv über die Straße nach Jerusalem kommend. Wir sehen in Ottersbachs Arbeit die am Hang illegal gebauten Häuser in Richtung Palästina.
Einen Versuch, Frieden zu stiften unternahm der israelische Bildhauer Micha Ullman. Messer-Metzer zeigt ein frühes der Landart zugeordnetes Werk im arabischen Dorf Messer und dem nahe gelegenen Kibbuz Metzer im Jahre 1972. In beiden Orte grub Ullman gemeinsam mit palästinensischen und israelischen Jugendlichen eine Grube. Anschließend füllte er diese beiden Löcher mit dem Boden des jeweils anderen.
Die Fotographien der Serie Gaza Walls von Taysir Batniji zeigen Gesichter von Palästinensern aus dem Gaza Streifen, die durch die Gewalt der israelischen militärischen Besatzung getötet wurden. Ihre Gesichter – oftmals durch den Abriss der Poster nur noch in Fetzen erkennbar – erscheinen auf öffentlichen Plakaten, mit denen die Haus- und Straßenwände von Gaza beklebt werden. Manche Wände sind mit Hunderten von Toten plakatiert, manchmal sind es so viele, dass die Wand wie ein Palimpsest über- und über mit den Gesichtern der Toten bedeckt sind. Die Plakate der Toten teilen sich die Wand mit anderen Spuren der spontanen öffentlichen Intervention – Graffiti, murale Posie, Malerei, offizielle Verlautbarungen. Taysir Batniji ist einer der herausragenden palästinensischen Exils-Künstler unserer Zeit und hat in den letzten Jahren in vielen internationalen Ausstellungen – 2010 etwa in der Taswir-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau oder 2011 als Teilnehmer des arabischen Pavillons der Venedig Biennale – auf sich aufmerksam gemacht.
Rami Maymon zeigt mit seinen Soldiers Porträts von jungen israelischen Soldatinnen. Wir sehen nicht ihre Waffen und keine Kriegsszenen. Nur die Uniform verrät, wer diese Frauen sind. Sie blicken den Betrachter an und geben ihr Antlitz preis. Maymon richtet den Blick auf die Individualität der Soldatinnen und lässt sie aus der anonymen Masse heraus wieder sie selbst sein.
So ist diese Szene als Hinweis auf den Palmsonntag und so den Einzug in Jerusalem zu sehen und stellt die Frage: über welches Jerusalem sprechen wir?
Copyrights:
- Heribert C. Ottersbach, Die Moderne, das Modell, die Stadt, das Bild, 2013, Acryl auf Leinwand, 190 x 140 cm, Courtesy Heribert C. Ottersbach, © Heribert C. Ottersbach und VG Bild-Kunst, Bonn 2015
– Rami Maymon, Soldiers, 2005, c-print, Ed. 2/6, 110 x 82,5 cm, Foto: Rami Maymon, Courtesy Privatsammlung, © Rami Maymon
– Micha Ullman, Messer-Metzer, 1972, Courtesy Micha Ullman, © Micha Ullman
- Taysir Batniji, Gaza Walls , 2001, 59 x 80 cm, © Taysir Batniji, Courtesy Künstler und Sfeir-Semler Galerie Hamburg / Beirut
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