Berliner Dom
Der Berliner Dom blickt auf eine lange, seit 1465 andauernde Geschichte zurück, die eine Folie für die Kunst-Ausstellung Du sollst Dir (k)ein Bild machen zum Osterfestkreis 2015 darstellt. Mit Martin Luthers Unterstützung führte der Kurfürst Joachim der II. 1539 die Reformation ein, und der Dom wurde zu einer lutherischen Kirche. 1608 wurde er zur obersten Pfarrkirche in Cölln an der Spree erklärt. Als Kurfürst Johann Sigismund 1613 zum Calvinismus übertrat, erklärte er den Dom zur reformierten Hof- und Pfarrkirche. Anlässlich der Kirchenunion zwischen Lutheranern und Reformierten in Preußen erneuerte man den Dom innen und außen. Der klassizistische Umbau durch Karl Friedrich Schinkel wurde 1822 abgeschlossen. Rund siebzig Jahre später wurde die Schinkel’sche Kirche abgerissen und am 17. Juni 1894 fand die Grundsteinlegung für den Dom, wie wir ihn heute kennen, statt. Architekt war Julius Carl Raschdorff, der die heutige Oberpfarr-und Domkirche im Stil barock beeinflusster italienischer Hochrenaissance baute und ausstatten ließ.
Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg und der Rekonstruktion zwischen 1975 und Anfang der 1990er Jahre mutet der von Anton von Werner ausgemalte evangelische Berliner Dom mit seiner Flut an Bildern und Skulpturen eher wie eine katholische Kirche an. So bietet der Dom den perfekten Ort im Rahmen des von den Evangelischen Kirchen für 2015 geplanten Programms Reformation und Bild das Verhältnis evangelischer Christen zur zeitgenössischen Kunst fast 500 Jahre‚ nach Luther‘ zu befragen und zu prüfen.
In inhaltlicher Abstimmung mit den Dom-Predigern und mit ideeller Unterstützung des Domkirchenkollegiums entwickelte das aktive Mitglied der Dom-Gemeinde Alexander Ochs die Ausstellung Du sollst Dir (k)ein Bild machen, in deren Mittelpunkt ein speziell gefertigter ‚White Cube‘ steht, der in die dem Dom zugehörige‚ Tauf- und Traukirche‘ (TKK) eingebaut werden soll. Hinter diesem Gehäuse wird die gesamte eklektizistische Ausstattung der TKK verschwinden und der Raum in einen gleichsam‚ protestantischen‘ Zustand zurückversetzt. Der zu Beginn der Ausstellung fast leere Raum erinnert so an jüdisches Abbildungsverbot wie die Idee Luthers, die Kunst nur noch didaktisch zu sehen bis hin zum reformatorischen Bildersturm im 16. Jahrhundert.
Volker Faigle, Vorsitzender des Domkirchenkollegiums: „Das Domkirchenkollegium begrüßt und unterstützt die Idee, dass der Berliner Dom mit dieser Ausstellung einen weiteren, einmaligen Beitrag zur Reformationsdekade leistet. Die Ausstellung greift das diesjährige Thema „Reformation – Bild und Bibel auf“. Im vergangenen Jahr präsentierte unser Haus die viel beachtete Multimediaausstellung zum Themenjahr „Reformation und Politik“. Mit beiden Ausstellungen gibt der Dom zeitgemäße Impulse zu reformatorischen Anliegen und Themen“. Dompredigerin Petra Zimmermann: „Ich bin sehr angetan von dem Gedanken, dass der Dom im Selbstwiderspruch existiert“.