Eine Ausstellung alter und zeitgenössischer Kunst im Berliner Dom

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NZZ

Sieglinde Geisels Fazit in der NZZ über unsere „ungewöhnliche Ausstellung: „Der Verzicht auf Masse bietet Gelegenheit für einen kreativen Dialog mit der Kunst“

„Der Berliner Dom gehört zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Stadt. Der neobarocke Überschwang lässt an eine katholische Kirche denken – doch die ästhetische Überladung geht auf die Repräsentationsansprüche von Kaiser Wilhelm II. zurück. Die grösste Kirche Berlins ist evangelisch, sie wird als Personalgemeinde geführt: Mitglied wird man nur auf Antrag, und die Kirche muss selbst für ihren finanziellen Unterhalt aufkommen, weshalb der Besuch Eintritt kostet. Die Dom-Gemeinde vertritt einen dezidiert ökumenischen Ansatz: Am Israelsonntag, elf Wochen nach Pfingsten, ist jeweils ein Rabbiner als Prediger zu Gast, und einmal im Monat findet ein Taizé-Gottesdienst statt – eine Tradition, die noch aus DDR-Zeiten stammt …

Nun gibt es in der Tauf- und Traukirche des Berliner Doms eine ungewöhnliche Ausstellung zu sehen … Betritt man die Tauf- und Traukirche an der rechten Seite der zentralen Predigtkirche, findet man sich wieder in einem Kubus aus sechs Meter hohen dunkelgrauen Wänden. Bis Mitte Juni werden hier Werke der alten und neuen, profanen und sakralen Kunst in wöchentlich wechselnden Hängungen ausgestellt, darunter Arbeiten von Künstlern wie Hans Arp, Marina Abramovic, Ai Weiwei, Max Beckmann und Hermann Nitsch …

Alexander Ochs, der sich als Galerist seit vielen Jahren für den Austausch mit China einsetzt, verfolgt kein starres Konzept. Es gehe ihm um eine «atmende Ausstellung», die sich mit der Frage nach unserem Verhältnis zum Bild auseinandersetze. Nicht nur die Darstellung Gottes unterliegt einem Tabu, sondern auch die Passion, das menschliche Leiden: Wie darf man das Grauen darstellen? …

Werden Kunstwerke spirituell aufgeladen, wenn man ihnen in einem sakralen Raum begegnet? Im üppig ausstaffierten Berliner Dom wirkt der stille «Raum im Raum» wie ein Fremdkörper. Nur ein Dutzend Bilder und Skulpturen warten hier auf die Betrachter, manchmal auch weniger. Der Verzicht auf Masse bietet Gelegenheit für einen kreativen Dialog mit der Kunst. Die Besucher können Beziehungen zwischen den Werken erkennen – und herstellen … Zur Ausstellung gibt es einen informativen Blog: du-sollst-dir-kein-bild-machen.de“.

 

 

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