Eine Ausstellung alter und zeitgenössischer Kunst im Berliner Dom

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Neue Hängungen über Ostern

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Am Gründonnerstag werden in vielen Kirchen die Altäre von Kerzen und Blumenschmuck befreit, sie werden durch schwarze Stoffe bedeckt. Dies gilt auch für den Berliner Dom und so reagiert die Ausstellung mit einem fast leeren Raum!

Am Gründonnerstag werden nur drei Kunstwerke und ein sakraler Artefakt gezeigt. Hinterglasbilder von den Berliner Künstlern Bettina Scholz und Stefan Sehler, die in ihrer Farbigkeit auf die liturgischen Karfreitagsfarben reagieren: die der Katholiken ist rot, in evangelischen Kirchen gilt schwarz. Neben einem goldenen Messkelch aus dem frühen 15. Jahrhundert präsentiert die Ausstellung die Arbeit ‚The Last Meal on Death Row, Texas (Chester Wicker)’ von Mat Collishaw, die das letzte Gericht eines zum Tod verurteilten Amerikaners zeigt, und im Kontext der Ausstellung sicher auf das letzte Abendmahl verweist.

Während die Präsentation in den ersten vier Wochen weitestgehend auf religiöse und vollständig auf Christusdarstellungen verzichtete, ziehen diese nun am Karfreitag mit Gemälden von Hans Arp sowie der kanadischen Künstlerin Marianne Gartner ein. im Mittelpunkt dieser Hängung findet sich ein aus Elfenbein und Holz gefertigter ‚Kruzifixus‘ aus dem 12. Jahrhundert, der für die Ausstellung in Berlin als eines der wesentlichen sakralen Kunstwerke erstmals den rund eintausend Jahre alten ‚Bamberger Domschatz‘ verlässt. Als Teil der Karfreitagsprozession war er in früheren Jahrhunderten im Bamberger Dom im Gebrauch. Mehrfach zerbrochen und wieder zusammengefügt, zeigt der Körper des Christus unübersehbar Spuren, die wie kaum verheilte Wunden seine rechte Seite durchziehen. Er korrespondiert mit einem Holzkreuz auf den Altarstufen, das nach dem Gottesdienst im Rahmen einer Karfreitagsprozession in die Stadt hinausgetragen wird. An sieben Leidenstation unserer Zeit wird das Kreuz getragen. An der Schweigetradition nehmen auch die Vertreter anderer christlicher Konfessionen teil.

Kruzifix aus Elfenbein Deutschland, um 1130/40 Elfenbein, der rechte Arm ergänzt, links Ausbesserungen an Haaren, Stirn, Auge und Fingern  (linker Daumen fehlend), im Bereich des Lendentuches Kern aus Holz, Spuren von Vergoldung 83 x 75 cm Foto: Uwe Gaasch Leihgabe aus dem Diözesanmuseum Bamberg

Kruzifix aus Elfenbein
Deutschland, um 1130/40
Elfenbein, der rechte Arm ergänzt, links Ausbesserungen an Haaren, Stirn, Auge und Fingern
(linker Daumen fehlend), im Bereich des Lendentuches Kern aus Holz, Spuren von Vergoldung
83 x 75 cm
Foto: Uwe Gaasch
Leihgabe aus dem Diözesanmuseum Bamberg


Ab Ostersonntag wird der Raum im Berliner Dom weiter aufgefüllt, die Skulptur des in New York lebenden Bildhauers Barry X Ball ‚Purity‘ begegnet dabei Max Beckmanns 1907 datiertem Gemälde ‚Auferstehung‘. Das kleinformatige Werk wurde fast nie in der Öffentlichkeit gezeigt und gilt als Vorstudie für Beckmanns große Arbeit ‚Die Auferstehung‘, die permanent in der Stuttgarter Staatsgalerie zu sehen ist. Zeitgenössische Skulpturen der israelischen Künstler Gil Shachar und Rami Maymon treffen zudem auf eine barocke Schutzmantel-Madonna.

Vor dem verdeckten Altar installiert Alexander Ochs die Arbeit ‚Untitled (Placebo-Landscape-for Roni)‘ des 1996 an den Folgen einer Aidserkrankung verstorbenen kubanischen Künstlers Félix González-Torres im Ausstellungsraum: Tausende in Goldfolie verpackte Bonbons, die der Künstler seinem Publikum schenkt und die aus der Ausstellung mitgenommen werden dürfen. Die von der Berliner Sammlerin Erika Hoffmann zur Verfügung gestellte Arbeit ersetzt an dieser Stelle die zweitausend Jahre alten Scherben aus Ai Weiweis Fotowerk ‚Dropping a Han Dynasty Urn‘ von 1995, die seit der ersten Hängung vier Wochen lang in der Ausstellung zu sehen waren.

Fotocredits:

– Stefan Sehler, o.T., 2014, Mischtechnik auf Plexiglas, 173 x 127 cm, Courtesy Stefan Sehler, © Stefan Sehler
– Kruzifix aus Elfenbein, Deutschland, um 1130/40, Elfenbein, der rechte Arm ergänzt, links Ausbesserungen an Haaren, Stirn, Auge und Fingern  (linker Daumen fehlend), im Bereich des Lendentuches Kern aus Holz, Spuren von Vergoldung, 83 x 75 cm, Foto: Uwe Gaasch, Leihgabe aus dem Diözesanmuseum Bamberg
– Mat Collishaw, The Last Meal on Death Row, Texas (Chester Wicker), 2011, c-prints auf Leinwand, 64,8 x 47,5cm, Courtesy Blain Southern Berlin und SØR Rusche, Sammlung Oelde/Berlin, © Mat Collishaw und VG Bild-Kunst, Bonn 2015
– Gil Shachar, Untitled, 2009, Epoxy resin, wax, paint, 115 x 83 cmm Courtesy Gil Shachar, © Gil Shachar und VG Bild-Kunst, Bonn 2015
– Rami Maymon, The diver and the bee, 2008, Skulptur (Muschel, Wachs, Parafin, Bienen), 130 x 115 cm, Foto: Kim Keibel
– Barry X Ball, Purity, 2008-2009, Iranischer Onyx, rostfreier Stahl, 41,9 x 28,6 x 61 cm, Sockel: Mazedonischer Marmor, rostfreier Stahl, Holz, Acryllack, Stahl, Nylon, Plastik, 114,3 x 35,6 x 30,5 cm, Courtesy Olbricht Collection
– Bettina Scholz, untitled (umbra 20), 2015, Sprühfarbe auf 2 x acrylglas, 230 x 130 cm, Foto: Roman März, Courtesy Bettina Scholz, © Bettina Scholz
– Marianna Gartner, Tattoed Jesus, 2004, Öl und Acryl auf Leinwand , 90 x 65 cm , Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf, Courtesy Olbricht Collection, © Marianna Gartner
– Félix González-Torres, Untitled (Placebo – Landscape – for Roni), 1993, 544 kg Bonbons in Goldfolie, Dimensions variable, Courtesy Sammlung Hoffmann, Berlin, © Félix González-Torres und Sammlung Hoffmann, Berlin

 

 

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