Publikation zur Ausstellung
Das liebevoll gestaltete Bilder-Lesebuch führt durch die zehn Hängungen der…
Dompredigerin Petra Zimmermann über das Bild der kanadischen Künstlerin.Pieta. Was sonst. Pieta, ungezählt die Darstellungen der leidenden Maria, den Körper ihren toten Sohnes ausgestreckt in ihrem Schoß. Wir kennen das Motiv von vielen Kunstwerken. Am berühmtesten die Skulptur von Michelangelo.
Hier also in Öl auf Leinwand, gemalt von der kanadischen Künstlerin Marianna Gartner. Der Blick wird sofort auf den Körper Jesu gezogen und bleibt irritiert an ihm hängen. So kennen wir ihn nicht. Übersäht von Tattoos. Stark farbige Tätowierungen, ehemals Bildsprache der Außenseiter, der Knastbrüder, der Hafenarbeitern und schweren Jungs. Die Bildsprache erzählt von Freiheitssehnsucht und Revolution, von Liebesschwüren und der Suche nach dem ganz anderen Leben, der anderen Existenz. Tattoos als Zeichen der Zugehörigkeit, als Identitätsmerkmale. Zu wem gehöre ich, wie zeige ich meine Niederlagen, meinen Schmerz, was sind meine Wünsche. Die Schutzmantelmadonna als Sehnsuchtszeichen für Rettung und Bewahrung, der Drache als Symbol des Kampfes, die Meerjungfrau als Zeichen für Reinheit und Liebessehnsucht.
Auf der Brust das Herz, darüber die Schrift: Fool for Love. Verrückt aus Liebe.
Der hier in den Armen der trauernden Mutter liegt, wird somit den Sonderlingen, zugewiesen, dem Milieu der Außenseiter. Am eigenen Körper die Spuren ihrer Geschichten, der Geschichten des Leidens und der Hoffnung. Eingeritzt in die Haut. Auf immer gezeichnet.
Die Anordnung der Figuren folgt nicht nur dem klassischen Pieta- Motiv, vielmehr zitiert die Künstlerin in ihrem Bild direkt die Pieta von Avignon, ein Bild aus dem 15. Jahrhundert. Die Darstellung der Maria ist wie abgemalt. Das gleiche in Trauer um den Geliebten erstarrte Gesicht, die zum Gebet gefalteten Hände, der blaue Mantel.
Auch der Jünger, der an der linken Seite liebevoll und voller Andacht den Kopf Jesu stützt, ist der Pieta aus Avignon entnommen. Doch wo auf dem alten Bild im Hintergrund die Türme und Tempelanlagen einer Stadt sichtbar sind, man vermutet Jerusalem, setzt Gartner ihre Pieta in eine leere Hügellandschaft.
Wie zeit-und ortlos wirkt diese Szene. So könnte es überall geschehen und sicher geschieht es so überall auf der Welt.
Gartner arbeitet in ihren Bildern immer wieder mit dem Verhältnis von Vergangenem und Gegenwärtigem. Sie nimmt alte Bilder als ihre Vorlage und holt sie in unsere Gegenwart. Eine Vergegenwärtigung ist ihre Malerei. Sie schreibt die alten Figuren und Themen in ihre Kunst ein und macht sie zu unseren Zeitgenossen. Das Vergangene ist nicht vergangen. Es bildet sich in die Gegenwart hinein und verbindet uns mit denen, die vor uns waren.
Fool for Love. Der Narr hat sich aus Liebe ausgeliefert. Und wirkt damit in unser Heute, in unsere Gegenwart.
Die Liebe hört niemals auf … Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
– Dr. Petra Zimmermann, Dompredigerin
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